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Ranzen erleichtern: digitale Schulbücher in Deutschland

In anderen Ländern, beispielsweise in einigen US-Staaten, Russland oder der Ukraine, sind bereits elektronische Schulbücher anzutreffen. Hierzulande, satt, behäbig und angestaubt, ziehen sich die Verwaltungen wahrscheinlich gerade ihre Schluppen an.

Während die Staatsdiener noch herzhaft gähnen, haben die Verantwortlichen von 27 Verlagen schon ihren Kaffee geschlürft und die Plattform »Digitale Schulbücher« gestartet. Zu Beginn gibt es 500 verschiedene Titel für mehr als 40 Fächer (inkl. Berufsausbildungen). Wer jetzt jedoch denkt, dass die Titel als epub oder PDF bereitstehen, irrt sich. Es ist eine spezielle Software nötig, mit deren Hilfe SchülerInnen und LehrerInnen nicht nur Inhalte konsumieren können. Sie dürfen auch Notizen hinterlegen, Lesezeichen setzen oder Texte markieren. Ferner ist es möglich, interaktive Inhalte wie Videos oder Web-Links einzubinden.

Um die digitalen Schulbücher nutzen zu können, brauchen AnwenderInnen einen PC, der mit Mac OS X oder MS Windows läuft, später sollen auch Tablet-Rechner mit iOS oder Android genutzt werden können. »Wir wollen den Benutzern weder ein bestimmtes Endgerät noch ein bestimmtes Betriebssystem vorgeben«, so Wilmar Diepgrond, Vorsitzender des Verband Bildungsmedien. Linux-NutzerInnen müssen sich mit einer Online-Version zufrieden geben. Ich frage jetzt nicht, warum es keinen Client für Linux gibt, sondern warum Windows- und Mac-OS-X-Nutzern einen Extra-Client brauchen. Ferner muss ein Freischaltcode mit Lizenz käuflich erworben werden, die anscheinend nach einer festgesetzten Zeit verfällt. Keine freien Formate, keine Offline-Variante für Linux-NutzerInnen, Lizenzen … stinkt irgendwie deutsch.

Dass es auch anders gehen kann, wollen der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler Hans Hellfried Wedenig und der Biologie- und Sportlehrer Heiko Przyhodnik mit ihrem Online-Portal für freie und offene Schulbücher »Schulbuch-O-Mat« zeigen. Die beiden finden, dass heutige Schulbücher nicht auf der Höhe der Zeit sind und weit hinter den Möglichkeiten zurückbleiben. Sie seien veraltet, bieten keine Interaktion und Lehrer könnten nichts aktualisieren oder ergänzen.

Das wollen Wedenig und Przyhodnik ändern. In den USA gibt es seit einigen Jahren die CK12-Foundation, die Open-Source-Schulbücher (Flexbooks) anbietet. Das Projekt funktioniert. Hierzulande soll ein Biologiebuch für die Klassenstufe 7/8 den Anfang machen. Das dafür nötige Geld, etwa 10.000 Euro, wollen die Idealisten Wedenig und Przyhodnik über Startnext einsammeln und 2013/2014 soll das Schulbuch dann vorliegen.

Die Idee ist klasse, aber der Verbreitung dürfte die hiesige Schulbuchzulassung im Weg sein. Hier bleibt zu hoffen, dass Wedenig und Przyhodnik richtig liegen, wenn sie sagen, dass die meisten LehrerInnen mit eigenen Materialien arbeiten und sich nur an den Rahmenlehrplan halten müssen. Un natürlich, dass ihre Idee bei den KollegInnen und SchülerInnen auf fruchtbaren Boden fällt und sie viele MitstreiterInnen und UnterstützerInnen finden.

<via boersenblatt.net & buchreport.de>

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